Pädagogischer Begleithund im Kindergarten St. Franziskus
„Ein tierischer Freund hilft dem Kind die Aufgaben des Großwerdens zu meistern“
Boris Levinson
Ich bin Simba, der Therapie- und Kitabegleithund der kath. Kindertagestätte St. Franziskus:
Der Träger der kath. Kindertagestätte St. Franziskus und auch die Eltern sind damit einverstanden, dass ein pädagogischer Begleithund und Kindergartenhund in unserem Kindergarten spielen und arbeiten darf.
Auch das Team ist damit einverstanden und steht hinter diesem Konzept und der Einrichtungsleitung.
Ein Hund im Kindergarten – Warum eigentlich?
In meiner Arbeit mit Kindergartenkindern habe ich sehr viele Situationen beobachtet, die mich immer mehr dazu motiviert haben, den Bereich der Hund gestützten Intervention in unserem Kindergarten einzuführen.
Bei meinen täglichen Spaziergängen mit meinem Hund, aber auch, wenn ich mit meiner Gruppe Waldausflüge veranstalte, ist mir aufgefallen, dass einige Kinder Angst vor Hunden haben. Wenn uns Hundehalter entgegenkamen, reagierten einige Kinder mit Angst, und suchten Schutz bei uns Erziehern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um große oder kleine Hunde handelt oder ob der Hund die Kinder bei einer Begegnung beachtet.
Kinder müssen vermittelt bekommen, dass es nur wenige gefährliche Hunde gibt und das Übergriffe von Hunden auf Menschen meist durch Letztere selbst verursacht werden. Zumindest könnten sie oft durch richtiges Verhalten abgewendet werden.
Es gibt aber auch Kinder, die ihnen unbekannte Hunde streicheln, weil sie die mögliche Gefahr nicht einschätzen können. Sie müssen lernen, dass es gefährlich sein kann, ohne Rücksprache einfach einen Hund zu berühren.
Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass Kinder den richtigen Umgang mit Hunden lernen.
Es ist in unseren Augen nicht richtig, Kinder zu ihrem Schutz von Hunden fernzuhalten oder ihnen gar Angst vor Hunden einzureden. Sie sollten Freude im Umgang mit einem bekannten oder unbekannten Tier durch adäquates Verhalten und Respekt entwickeln und lernen, dass ein Tier ein individuelles Lebewesen ist, das gemäß seinen Erfahrungen und Instinkten auf Menschen reagiert und sich entsprechend verhält. Die Kinder kommen schneller zur Ruhe und lernen Ängste ab- und eine Beziehung zu den Tieren aufzubauen.
Hund gestützte Intervention kann auch einen pädagogischen Effekt auf Kinder haben.
Ein Tier stützt und stabilisiert den Entwicklungsprozess eines Kindes.
Im Verlauf dieses Prozesses muss ein Kleinkind dauerhaft gewisse Aufgaben bewältigen. Die Bewältigung solcher Aufgaben kann einen hohen Druck ausüben und dadurch zu Frustration oder Ängsten führen.
Ein Kind lernt unaufhörlich und als Erwachsener würde man die Lern- und Erfahrungsleistung eines Kindes wahrscheinlich als schwere Arbeit empfinden. Hier kann ein Therapiebegleithund helfen. Besonders Hunde sind für den Einsatz in sozialen, pädagogischen, medizinischen und psychiatrischen Arbeitsfeldern sehr geeignet.
Hunde haben ähnliche soziale Strukturen und Bedürfnisse wie wir Menschen. Sie sind einfühlsam, anpassungsfähig, suchen Kontakt zu anderen Sozialpartnern und genießen Aktivitäten mit Menschen.
Der Hund kann u. a. das Gefühl der Akzeptanz, der Geborgenheit, des Zuhörens und der Freude vermitteln. Er ermöglicht unverfänglichen Körperkontakt, fungiert als Kontaktstifter, liefert Gesprächsstoff, fördert motorische und kognitive Entwicklungen sowie Eigenaktivitäten des Menschen. Er unterstützt das Sozialverhalten, insbesondere Empathie, Rücksichtnahme, Akzeptanz von Grenzen, Zurückstellung eigener Bedürfnisse und das Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein.
Die dargestellten Eigenschaften, Verhaltensmerkmale und Wirkeffekte prädestinieren einen Hund dazu, erfolgreich in einer Jugendeinrichtung, Schule oder eben im Kindergarten zu arbeiten.
Simba ist ein Berner Sennenhund. Er wurde am 11.04.2020 in Deutschland geboren, lebt seit Mitte Juni 2020 bei Jennifer Peters (Kindergartenleitung) und gehört seitdem zu ihrer Familie.
Unsere Arbeit im Kindergarten wird seit Dezember 2022 durch Simba unterstützt, der in der Prägephase erst einmal an die Kinder, ihr Verhalten, ihre Lautstärke etc. gewöhnt wurde und zu Beginn nur kurze Einheiten in der Einrichtung verbracht hat. Die Dauer seiner Einsätze im Kindergartenalltag wird stetig erweitert, so dass er nach und nach ein festes Mitglied des Teams wird.
Simba hat mit der Zeit gelernt, dass sein Aufenthalt im Kindergarten selbstverständlich ist. Simba begleitet seinen Menschen einige Male in der Woche in den Kindergarten und arbeitet täglich passiv, da er nur anwesend ist.
Zusätzlich wird er einmal wöchentlich zu gezielten pädagogischen Angeboten eingesetzt. Simba kann in der Gruppe und im Einzelsetting eingesetzt werden.
Die Einsätze können aktiv mit dem Hund, mit anwesendem passivem Hund oder ohne Hund stattfinden.
Simbas fester Platz ist im Leitungsbüro, wo auch Wasser, Fressnapf und seine Decke stehen. Von dort aus besucht er, immer in Begleitung seines Menschen, die Kinder draußen oder in der Gruppe.
Ausbildung:
Simba besucht seit der 9. Lebenswoche zusammen mit seinem Menschen die Hundeschule.
Dabei ging es zunächst um die Sozialverträglichkeit zu anderen Hunden, um die Bindung an seinen Menschen und um Gehorsamsübungen, Verlässlichkeit und Souveränität.
Seit Dezember 2022 absolvierten Simba und sein Mensch die Ausbildung zum Therapie-und Kitabegleithund.
Ziel dieser Ausbildung ist:
Er soll die Teilnehmerinnen durch die Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Werten dazu befähigen, bei ihrer Durchführung von Hund gestützten Interventionen in ihrem spezifischen Berufsfeld zum Wohle der betroffenen Menschen professionell und tierschutzgerecht ihren Hund einzusetzen.
Inhalte:
Wir arbeiten nach dem situationsorientierten, teiloffenen Ansatz, achten auf Partizipation und arbeiten gerne mit den Kindern an Projekten.
Hier kann die geplante Hund gestützte Pädagogik gut einfließen.
Z.B. können die Kinder eigenverantwortlich über Art und Weise und den Ablauf des jeweiligen Hundeprojektes entscheiden. Die Erzieherinnen sind immer dabei und unterstützen die Kinder indem sie Material zur Verfügung stellen und die nötigen Rahmenbedingungen schaffen.
Beherrscht der Hund einige Aufgaben, z.B. Apportierübungen ( Spielzeug holen und dem Kind bringen), kleine Kunststücke (z.B. Pfote geben) oder Hindernisse überwinden (z.B. über eine Hürde springen) können mit den Kindern innerhalb der gelenkten Interaktion gezielt Übungen und Spiele durchgeführt werden, die ein bestimmtes Förderziel haben, z.B. mit dem Hund gemeinsam einen Slalom durchlaufen mit dem Ziel die Feinmotorik des Kindes zu schulen.
Eine Grundlage der tiergestützten Arbeit ist die Freude des Hundes an seiner Arbeit. Deshalb muss berücksichtigt werden, dass jeder Hund individuell ist und deshalb die Kenntnisse des Hundes zwar auf den Einsatz in der Einrichtung zugeschnitten sein sollten, sich jedoch genauso an den Interessen und Vorlieben des Hundes orientieren sollten.
Ziele:
Der Umgang mit dem Hund in unserer Kindertagesstätte erfüllt aus unserer Sicht viele positive Faktoren.
Den Kindern wird der richtige Umgang mit Hunden sowie deren Bedürfnisse und Körpersprache nähergebracht, so dass sie nach und nach sicher im Umgang mit Hunden werden.
Durch die Begleitung eines Hundes wird die Sozialfähigkeit und das Verantwortungsbewusstsein geschult.
Soziale Wirkung: Aufhebung von Isolation und Einsamkeit, Zulassen von Nähe, Körperkontakt, Streitschlichtung, antidepressive Wirkung.
Die Kinder haben Zeit, sich in ihrem Tempo dem Hund zu nähern, um Ängste abzubauen, die sie anderenfalls ihr Leben lang begleiten und auch einschränken könnten.
Kein Kind muss sich dem Hund nähern, die Entscheidung liegt immer beim Kind.
Simba begegnet den Kindern völlig unvoreingenommen und wird Zuneigung und Aufmerksamkeit zeigen, was gerade auch für sehr lebhafte oder unruhige Kinder eine positive Erfahrung ist, da sie doch eher mal in Konflikte mit anderen Kindern oder auch Erwachsenen geraten. Die Sprache, Herkunft, das Aussehen oder eventuelle Handicaps sind Simba egal und die Kinder genießen ihre Gesellschaft sehr.
Darüber hinaus unterstützt er uns auch im Bereich der Sprachförderung oder bei unsicher wirkenden Kindern, da Simba den Kindern viele Anlässe gibt, zu sprechen (mit ihr oder über ihn).
Hygiene:
Simba ist umfassend geimpft und bekommt vier Mal im Jahr eine Wurmkur. Außerdem bekommt er bei Bedarf Medikamente gegen Parasiten (Flöhe, Zecken).
Diese Maßnahmen werden per Impfbuch dokumentiert.
Bestimmte Bereiche der Einrichtung sind für Simba (zeitweise) tabu.
Hierzu zählen natürlich die Küche oder auch die Gruppenräume während der Mahlzeiten.
Simba hat gelernt, dass unser Außengelände keine Hundetoilette ist und er seine „Geschäfte“ außerhalb des Kindergartens machen muss oder an einem für ihn abgeschirmten Platz.
Die Kinder werden von den Fachkräften daran erinnert, vor dem Essen und nach ggf. abschlecken durch Simba, ihre Hände gründlich zu waschen.
Im Weiteren ist zu sagen, dass selbst das Robert Koch Institut in Zusammenarbeit mit dem statistischen Bundesamt den Kontakt zu Heimtieren ausdrücklich empfiehlt. Ängste von Eltern der beteiligten Kinder können dadurch minimiert werden:
„Das Risiko der Übertragung von viralen, bakteriellen, mykenischen oder parasitären Zoonosen Erregern von Heimtieren auf Menschen kann durch die Einhaltung hygienischer Maßnahmen sowie durch tierärztliche Überwachung, verbunden mit bestimmten Impfungen der Tiere, erheblich reduziert werden.“ (Robert Koch Institut, 2008).
Allgemeine Hygienemaßnahmen
Der Kindergartenbegleithund wird gesund und ausgeglichen ernährt. Die geltenden Tierschutzbestimmungen werden eingehalten.
Vor der Zubereitung von Lebensmitteln bzw. vor dem Essen werden die Hände sorgfältig gewaschen.
Nach intensivem Streicheln werden die Hände gewaschen. Das Lecken im Gesicht ist grundsätzlich nicht erlaubt.
Der Hund ist frei von für Menschen ansteckenden Erkrankungen.
Bei akuter Erkrankung oder einem ungeklärten Krankheitsbild wird der Hund nicht eingesetzt und kommt auch nicht in die Einrichtung.
Es besteht ein vollständiger Impfschutz des Hundes. Dieser ist durch Eintragungen im Impfbuch nachgewiesen.
Der Hund wird nachweislich mindestens alle drei Monate entwurmt.
Es erfolgt ein zeitnahes Entfernen von Ektoparasiten (Zecken, Flöhe).
Der Hund wird regelmäßig alle sechs Monate oder unverzüglich bei akuter Erkrankung einer Tierärztin zum Gesundheitscheck vorgestellt.
Die Umgebung des Hundes ist sichtbar sauber und ordentlich gestaltet. Der Fußboden im Aufenthaltsbereich des Hundes wird täglich gereinigt.
Der Liegebereich wird mindestens einmal in der Woche gereinigt, die Hundedecke bei hoher Temperatur einmal wöchentlich gewaschen.
Der Fress- und Wassernapf des Hundes wird täglich gereinigt.
Der Hund wird regelmäßig gewaschen und gebürstet.
Das Spielmaterial des Hundes wird in einer separaten Kiste aufbewahrt und regelmäßig gereinigt.
Dokumente in der Einrichtung
Versicherungsnachweis
Zustimmung des Trägers („Arbeitserlaubnis“)
Impfausweis / amtsärztliches Untersuchungsdokument
Entwurmungsprotokoll
Zertifizierungen
Hygieneplan der Einrichtung
Sachkundenachweis